
Vom Profit zum Purpose: Unternehmen übernehmen neue Rollen in der Gesellschaft
Vom Profit zum Purpose: Unternehmen übernehmen neue Rollen in der Gesellschaft
Lange stand bei Unternehmen vor allem die Gewinnerzielung im Fokus – ein Denken, geprägt von liberalen Wirtschaftsmodellen. Doch dieses Bild wandelt sich. Angesichts gesellschaftlicher, ökologischer und technologischer Umbrüche – vom Klimawandel bis zur Künstlichen Intelligenz – wird deutlich: Unternehmen sind heute weit mehr als nur wirtschaftliche Akteure. Sie sind Mitgestalter zentraler Zukunftsfragen. Ob nachhaltige Lieferketten, Diversität oder ethische Digitalisierung – ihre Verantwortung für das Gemeinwohl wächst. Besonders im digitalen Raum wird Verantwortung zur Schlüsselfrage.
KI etwa könnte sich als Katalysator eines zivilisatorischen Sprungs erweisen – wenn Unternehmen diesen Wandel aktiv, transparent und wertebasiert gestalten. Dafür braucht es eine neue, digitale Dimension der Unternehmensverantwortung. CSR bekommt damit eine neue Komponente – digital, ganzheitlich und zukunftsorientiert.
Was das konkret bedeutet erklärt Expertin und Fachdozentin für Nachhaltigkeitsmanagement Gabriele Fuchs im gemeinsamen Interview.
Während man bei CSR auf die soziale und ökologische Beziehung blickt, zielt CDR auf die freiwillige Selbstverpflichtung zur Unternehmensverantwortung in der digitalen Gesellschaft ab. Es geht um Ethics, Fairness und Privacy. Im Fokus steht ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten hinsichtlich Erhebung und Nutzung sowie Schutz und Sicherheit der Daten. Unternehmen sollten zudem Sorge tragen für ein Digital Empowerment ihrer Mitarbeitenden und in entsprechenden Kompetenzerwerb frühzeitig investieren. Mit Blick auf innovative Geschäftsmodelle, wie Product-as-a-Service, geht es um eine faire Verteilung der Gewinne aus der Nutzung von Kundendaten. Die gesamtgesellschaftliche Perspektive zielt auf Digitale Teilhabe und Digitale Inklusion ab. Wir müssen die breite Masse der Menschen auf dem Weg der digitalen Transformation abholen und mitnehmen in die digitale Welt der Zukunft.
Wir müssen Daten aus Wissenschaft und Forschung zur Verfügung stellen, damit es in allen Bereichen, die der Menschheit förderlich sind, vorangeht.
Digitaler Wandel braucht Verantwortung, denn Technologien sind nicht per se gut oder schlecht, aber eben auch nicht neutral, sondern stets in einen gesellschaftlichen Kontext eingebunden, der durch Nutzung, Anwenderkreis und Auswirkungen bestimmt wird. Technologien vermögen die Entwicklung der gesamten Menschheit positiv zu befördern oder aber nur einigen Wenigen die Macht zu geben, Dinge ein- und umzusetzen, die zwar das Leben quasi aller Menschen bestimmen, aber nur von diesen Wenigen verstanden werden.
Das freie Spiel der Marktkräfte führt nicht immer zu gesellschaftlich gewünschten Ergebnissen und Gesetze regeln zumeist Tatbestände, die als problematisch aufgefallen sind, seltener geben sie gestalterische Impulse für die Zukunft. Deshalb bedarf es eines ethischen Frameworks, das Leitplanken für ein verantwortungsvolles und transparentes Handeln von Unternehmen in der digitalen Transformation setzt, das dafür sorgt, dass das, was möglich wird, auch gut wird für die Menschheit.
Unbedingt. Ob man nun gesamtgesellschaftliche Unternehmensverantwortung und digitale Unternehmensverantwortung in ein erweitertes CSR-Konzept packt oder das CDR-Konzept eine eigenständige Entwicklung nimmt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Im Unternehmensalltag ist meines Erachtens aber viel wichtiger, dass sich schnellstmöglich ein generelles Bewusstsein für die Notwendigkeit einer digitalen Unternehmensverantwortung entwickelt, denn die Transformations-prozesse nehmen einen exponentiellen Verlauf. Die Entscheidung, ob wir in Europa dem anarchischen Weg folgen, den amerikanische Tech-Giganten derzeit einschlagen, oder ein verantwortungsvolles europäisches Modell entwerfen, steht jetzt an. Es geht um unsere Wettbewerbsfähigkeit, aber auch um unsere Unabhängigkeit und nicht weniger als unsere freiheitlich-demokratische Lebensweise.
Europa steht meiner Ansicht nach – drastisch formuliert – derzeit am Scheideweg zwischen Abstellgleis und Zukunft.
Das gesetzliche Rahmenwerk der EU zur Digitalisierung muss in diesem Kontext so gestaltet werden, dass es keine Innovationsbremse darstellt, sondern Impulsgeber und Vorreiter ist. Dann hat „Digitalisierung made in Europe“ die Chance, ein Markenzeichen zu werden.
Effektiv gehandhabte digitale Verantwortung bewahrt Unternehmen vor Cyber-Bedrohungen, Reputationsschäden und eröffnet neue Kundenbeziehungen, weshalb sie zu Wertschöpfung ebenso wie zur Minimierung von Widerständen gegen digitale Entwicklungen beiträgt. Unternehmen sollten ihre Ziele mit Blick auf CDR formulieren, Benchmarks definieren und sich proaktiv mit den Themen Cybersecurity, Datenschutz sowie Daten-Privatheit beschäftigen. Damit ergänzen sie ihre Compliance-Bemühungen um eine zukunftsorientierte Risikomanagement-Denkweise im Rahmen der digitalen Transformation und können gleichzeitig Kundenbindung und Kundenloyalität erhöhen.
Wer heute noch glaubt, digitale Verantwortung sei nur etwas für Ethikbeauftragte oder CSR-Abteilungen, verkennt die Realität. Unternehmen, die Daten skrupellos auswerten, Algorithmen blind einsetzen oder Nachhaltigkeit im digitalen Raum ignorieren, riskieren nicht nur ihren Ruf – sondern auch ihre Relevanz.
In einer Welt, in der Transparenz zur Währung wird und digitale Fehltritte binnen Sekunden öffentlich sind, gilt: Wer CDR nicht ernst nimmt, spielt mit dem Feuer. Verantwortung ist keine Option mehr – sie ist Pflicht. Wer zu spät kommt, den wird die digitale Gegenwart bestrafen.
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