
Die Praxisausbildung ist ein wichtiger Baustein im Masterstudiengang Beratung und Coaching. Im Format „Über die Schulter geschaut“ betrachten Studierende gegenseitig ihre Coaching-Fälle. Wie läuft das ab und wie erleben es die Studierenden?
Die Praxisausbildung ist ein wichtiger Baustein im Masterstudiengang Beratung und Coaching. Im Format „Über die Schulter geschaut“ betrachten Studierende gegenseitig ihre Coaching-Fälle. Wie läuft das ab und wie erleben es die Studierenden?
Der Studiengang Beratung und Coaching (M.A.) beinhaltet eine anspruchsvolle Praxisausbildung, um die Selbstreflexion und Handlungskompetenz der Studierenden zu stärken. Teil dieser Praxisausbildung ist das Veranstaltungsformat „Über die Schulter geschaut“, bei dem Studierende Audio- oder Videosequenzen eigener Coachingfälle mitbringen und in einer kleinen Gruppe gemeinsam erörtern.
In einem offenen Austausch werden unterschiedliche Aspekte diskutiert, etwa die verwendeten Formate oder wie die Reaktionen des Coachees zu lesen sind. Wie fließt das Gespräch, wo liegen Verbesserungspotenziale und wie gelingt dem Coach die Prozesssteuerung? Prof. Dr. Pamela Luckau setzt als Studiengangsleiterin durch gezielte Fragen zusätzliche Impulse, um Verhaltensalternativen zu erörtern.
Die teilnehmenden Studierenden erleben die Veranstaltungen als positiv und bereichernd: „Jede:r wird gesehen und kann sich einbringen. Das schafft Vertrauen und ermutigt zur aktiven Teilnahme, auch bei wechselnder Gruppenzusammensetzung. Die Stunde ist für mich sehr kurzweilig und lebendig“, sagt Alexandra Strobel, Studentin in Beratung und Coaching. „Der Austausch mit Kommiliton:innen zeigt mir, wie unterschiedlich andere mit ähnlichen Situationen umgehen und Coaching anwenden. Das unterstützt mich dabei, meine eigene Coachingpraxis zu reflektieren – gerade, weil ich mich als Anfängerin noch in der Findungsphase befinde.“
Für Reinhold Käfer, ebenfalls Student im Masterstudiengang, ist besonders überraschend, wie nahbar eine aufgezeichnete Sitzung wirken kann: „Ich habe die aufgezeichnete Sitzung so erlebt, als wäre ich persönlich dabei gewesen. Da war nichts gespielt – 100 % echt! Ich war überrascht, wie viel zwischen den Zeilen sichtbar wurde: Körpersprache, Pausen, Zwischentöne.“
Christine Aumann ist eine der Studentinnen, die bereits eine eigene Beratungssitzung ausschnittsweise zur Diskussion mitgebracht haben. Es hat sie anfangs viel Überwindung gekostet, eine Sitzung zu zeigen, mit der sie sehr unzufrieden war. Ihre Hoffnung war, durch das Feedback der Kommiliton:innen neue Ideen zu entwickeln und daran zu wachsen.
Und ihr Plan ist aufgegangen: „Was ich erlebt habe, war ein respektvoller Umgang miteinander, ein ehrlicher Austausch, neue Anregungen und Wertschätzung – ich konnte meine Sitzung in neuer Perspektive betrachten und auch sehen, wo mir Dinge gut gelungen sind, statt auf das Negative zu fokussieren“, erzählt sie rückblickend. Durch die Diskussion hat sie Anregungen mitgenommen, wie sie mit ihrer Klientin weiterarbeiten kann sowie Tipps für die angewendete Coaching-Methode. Außerdem hat sie durch das positive Feedback mehr Selbstsicherheit als Coach gewonnen.
Durch das direkte Feedback und die Diskussion eines realen Coachingfalls können alle Teilnehmenden viel für ihre eigene Arbeit mitnehmen. „Ich nehme neue Ideen zur Methodenanwendung mit, insbesondere durch die Verknüpfung mit Praxisfällen – das erleichtert mir den Theorie-Praxis-Transfer“, sagt Alexandra Strobel. „Besonders hilfreich finde ich die Möglichkeit, eigene Fragen einzubringen und von der Erfahrung von Frau Luckau zu profitieren. Außerdem lädt sie uns immer wieder ein, auf die Meta-Ebene zu wechseln – das empfinde ich als sehr hilfreich für meine Selbstreflexion in meiner Rolle als Coach.“
Für Christine Aumann ist es vor allem die neue Perspektive, die sie mitnimmt: „Ich habe dazugelernt Sitzungen anzunehmen, auch wenn sie ganz anders verlaufen sind als geplant und mich mehr frei zu machen: Eine lebendige Sitzung muss nicht wie aus dem Lehrbuch sein.“
Auch Reinhold Käfer ist überzeugt, dass ihn die Veranstaltungen weiterbringen: „Mir ist nochmals bewusst geworden: Coaching ist keine Einbahnstraße. Es führen mehrere Wege zum Ziel, und oft lohnt sich der Umweg. Das Format hat mir gezeigt, wie wertvoll unterschiedliche Perspektiven sein können.“ Was sich in seiner Coachingarbeit nun verändert hat? „Ich achte seitdem stärker darauf, meinen Blick zu erweitern und nicht vorschnell Hypothesen zu zementieren. Der Perspektivwechsel durch andere Coaches, durch Feedback, durch das Beobachten hat mein Verständnis für Prozessdynamiken vertieft.“
Sein Fazit: „Das Format lebt von direktem Feedback und authentischer Reflexion.“
Alexandra Strobel wollte sich nach über 30 Jahren Berufserfahrung in der Wirtschaft mit eher funktionalen Aufgaben noch einmal neu ausrichten. „Durch den Verkauf unserer Firma habe ich die Chance genutzt, mich einem Bereich zuzuwenden, der mich schon lange interessiert: der Arbeit mit Menschen auf psychologischer Basis.“ Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit Psychologie und möchte dieses Wissen zunehmend fundiert ausbauen und beruflich nutzen. „Der Studiengang Beratung und Coaching erschien mir geeignet meine theoretischen Kenntnisse in Psychologie und Kommunikation zu vertiefen und wissenschaftlich zu fundieren mit der Idee, herauszufinden, ob das Beratungsfeld für mich zukünftig ein Tätigkeitsfeld sein könnte. Coaching stand bzw. steht da an erster Stelle bei mir.“
Reinhold Käfer hat sich ebenfalls sehr bewusst für den Studiengang entschieden, „weil mich die Weiterbildung zum systemischen Business-Coach fachlich begeistert hat und ich meine Qualifikation auf ein fundiertes, wissenschaftlich gestütztes Fundament stellen möchte. Mir ist wichtig, einen anerkannten akademischen Abschluss zu erwerben, gerade weil der Begriff "Coaching" nicht geschützt ist und leider oft inflationär oder uneinheitlich verwendet wird.“
Christine Aumann hat während der Elternzeit nach einer flexiblen, ortsunabhängigen Möglichkeit der Weiterbildung gesucht. „Ich habe mir ein Studium gewünscht, das meine Kompetenzen als Sozialarbeiterin vertieft und mir zugleich neue Tätigkeiten außerhalb der Sozialen Arbeit ermöglicht.“ Sie war gerne in der Beratung tätig, fühlte sich dafür allerdings noch nicht genug ausgebildet. Deshalb hat sie sich für den Studiengang Beratung und Coaching entschieden.
Marketing & Sales
ist Professorin für Kommunikation und Coaching an der SRH Fernhochschule. Sie leitet den Studiengang Beratung & Coaching (M.A.).
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