Zwischen ambitionierten Klimazielen und politischen Kehrtwenden drängt sich eine Frage mehr denn je auf: Was bringt ein Studium der Nachhaltigkeit heute eigentlich – und wohin kann es einen führen?
Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend. Es ist eine Notwendigkeit, die tief in unserer Zukunft verankert ist. Aber was bedeutet das für Studierende, die heute ein Studium im Bereich Nachhaltigkeit in Betracht ziehen? Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen, wie etwa der Umstrukturierung des Green Deals und der verschobenen Klimaziele in Brüssel, scheint die Frage auf den ersten Blick berechtigt: „Lohnt es sich noch, heute ein Nachhaltigkeitsstudium zu beginnen?“
Wir haben mit Prof. Dr. Michael Koch, Professor für Economics & Sustainability an der SRH Fernhochschule, gesprochen, um genau diese Fragen zu klären. Sein Einblick gibt uns nicht nur Antworten, sondern auch eine Perspektive, die den Wert eines nachhaltigen Studiengangs in der heutigen Welt klar unterstreicht.
„Nachhaltigkeit lässt sich nicht wegdiskutieren“
Die Frage, die viele Studierende zurzeit beschäftigt: Brüssel streicht Nachhaltigkeit von der Prioritätenliste und fokussiert sich stärker auf Wettbewerbsfähigkeit. Was bedeutet das für die Relevanz eines Studiums in diesem Bereich? Prof. Dr. Koch ist überzeugt: „Wir wissen alle, dass der Klimawandel sich nicht durch die Politik wegdiskutieren lässt. Auch wenn politische Entscheidungen den Rahmen verändern, die globalen sozialen Herausforderungen in der Nachhaltigkeit bleiben bestehen. „Konsument:innen, Kunden und die Gesellschaft erwarten zunehmend, dass wir schonend mit unseren natürlichen Ressourcen umgehen, um auch künftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu erhalten.“ Nachhaltigkeit sei nicht nur ein politisches Ziel, sondern eine gesellschaftliche Verantwortung – unabhängig von den politischen Agenden.
Nachhaltigkeit als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor
Und warum gerade jetzt ein Studium im Bereich Nachhaltigkeit eine besonders starke Perspektive bietet, erklärt Prof. Dr. Koch weiter: „Das Thema nachhaltige Entwicklung ist heute in nahezu allen Unternehmen angekommen. Der Fokus liegt nicht nur auf der Einhaltung von Nachhaltigkeitsberichterstattung, sondern darauf, durch nachhaltiges Wirtschaften Ressourcen zu sparen, Kosten zu senken und Innovationen in Zukunftstechnologien zu fördern.“ Unternehmen suchen zunehmend nach Mitarbeitenden, die nicht nur die Theorien der Nachhaltigkeit verstehen, sondern auch konkrete Lösungen für neue Märkte und Kundengruppen entwickeln können, um Geschäftsmodelle zukunftsfähig zu machen.
Nachhaltiges Wirtschaften rechnet sich, unabhängig von den Leitplanken, die die Tagespolitik gerade absteckt.
Ein Studium, das bewegt – auch ohne politische Unterstützung
Ein weiterer häufig genannter Zweifel unter jungen Menschen ist die Frage, ob ein Studium in Nachhaltigkeit überhaupt etwas verändern kann, wenn selbst die Politik derzeit keine klaren Prioritäten setzt. Prof. Dr. Koch hat eine klare Antwort: „Nachhaltigkeit wird durch Menschen gemacht. Sowohl in Unternehmen als auch in der Gesellschaft. Ein:e Absolvent:in im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement (B.A.) oder Sustainability Management (MBA) kann direkt Einfluss auf Unternehmen und ganze Organisationen nehmen.“ Ihr Abschluss ermögliche es, ökologische, ökonomische und soziale Potenziale freizusetzen. Dabei gehe es nicht nur um den beruflichen Erfolg, sondern auch um die persönliche Erfüllung, wenn man einen echten Unterschied in der Welt machen kann.
Nachhaltigkeit als Notwendigkeit, nicht als Luxus
Ein häufiges Argument gegen die Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen lautet: „Das ist nur etwas für wohlhabende, stabile Gesellschaften.“ Doch Prof. Dr. Koch widerspricht: „Der fortschreitende Klimawandel ist keine Frage des Luxus, sondern eine Notwendigkeit unserer Zeit. Wir wissen seit mehr als 50 Jahren, wie die Klimakrise sich weiter entwickeln kann, mit den entsprechenden Auswirkungen auf Menschen, Unternehmen und die Umwelt. Alle technischen Voraussetzungen sind gegeben, um hier effektiv gegenzusteuern und klimaschädliche Emissionen drastisch zu senken. Unternehmen weltweit investieren in nachhaltiges Wirtschaften, weil es sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bietet.“ Es gehe nicht nur darum, Verantwortung zu übernehmen, sondern auch darum, durch nachhaltiges Wirtschaften Kosten zu senken und zukünftige Risiken zu minimieren.
Nachhaltigkeit: Berufsfeld der Zukunft
Trotz des politischen Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit bleibt das Thema Nachhaltigkeit eines der zentralen Felder für die Zukunft. „Unternehmen, die konsequent nachhaltig wirtschaften, sind besser aufgestellt, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben“, erklärt Prof. Dr. Koch. Die sogenannte Triple Bottom Line gilt weiterhin: Wenn Unternehmen Ressourcen einsparen, die Umwelt schützen, mit Mitarbeitenden und Kunden sozial fair umgehen und wirtschaftlich verantwortungsvoll handeln, dann zahlt sich das langfristig aus. Diese ganzheitliche Verantwortung – ökologisch, sozial und wirtschaftlich – bleibt ein Erfolgsrezept für jedes Unternehmen, das auch in Zukunft bestehen will.
Was lerne ich in einem Nachhaltigkeitsstudium?
In den Studiengängen Nachhaltigkeitsmanagement (B.A.) und Sustainability Management (MBA) geht es um mehr als nur Theorie. In diesen Studiengängen wird vermittelt, welche Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen der Nachhaltigkeit entlang der spezifischen Wertschöpfungskette in einer Branche zur Verfügung stehen. Absolvent:innen sind in der Lage, eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie für ihre Organisation zu entwickeln, diese konsequent umzusetzen, darüber Bericht zu erstatten und die damit verbundene interne und externe Kommunikation durchzuführen. Eine solche berufliche Tätigkeit und Querschnittsaufgabe ist in der Regel in Stabsstellen bei der Unternehmensführung angesiedelt.
„Aktivismus ist nicht alles – Strategie ist entscheidend“
Eine letzte Frage, die viele angehende Studierende beschäftigt, ist die nach der persönlichen Motivation: Muss man für ein Studium im Bereich Nachhaltigkeit „aktivistisch“ veranlagt sein? Prof. Dr. Koch stellt klar: „Aktivismus mit persönlicher Überzeugung allein reicht nicht aus für den beruflichen Erfolg im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens. Es braucht ein systematisches und strategisches Vorgehen, das Erlernen von Best Practice-Beispielen sowie die Kenntnis der geeigneten Methoden und Anwendungen. Wer erfolgreich im Bereich Nachhaltigkeit arbeiten möchte, muss die theoretischen Konzepte und praktischen Rahmenwerke verstehen und anwenden können. Auf dieser Basis können Absolvent:innen dann methodisch effektiv und wirtschaftlich effizient handeln, um ihre Organisationen auf dem Kurs des nachhaltigen Wirtschaftens zu begleiten.“
Fazit: Nachhaltigkeit studieren – Berufung für Gegenwart und Zukunft
Es gibt also keinen Grund, an der Bedeutung von Nachhaltigkeit als Studienrichtung oder Berufsfeld zu zweifeln. Vielmehr zeigt sich, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um sich auf das Thema einzulassen und mit einem fundierten Studium die nötigen Werkzeuge für eine nachhaltige Zukunft zu erlangen. Und Prof. Dr. Koch hat das letzte Wort:
Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Aufgabe für die Politik. Es ist eine Aufgabe für uns alle. Wer heute in diesem Bereich studiert, gestaltet die Welt von morgen.
Wer die Welt nachhaltig verändern möchte, findet durch die Studiengängen Nachhaltigkeitsmanagement (B.A.) und Sustainability Management (MBA) nicht nur einen Beruf, sondern eine echte Berufung. Nachhaltigkeit studieren lohnt sich also – und das mehr denn je!
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